Marchfelder Basis

Gedenkstein zur Marchfelder Basis in Seyring errichtet

In großartiger Zusammenarbeit mehrerer Privatpersonen und Organisationen konnte vor Kurzem ein historisches Rätsel rund um die Marchfelder Basis in Gerasdorf bei Wien gelöst werden. Die beiden Endpunkte der Marchfelder Basis waren in Vergessenheit geraten. Diese bildeten vor 260 Jahren den Beginn der Vermessung der habsburgischen Ländern und dienten somit dem Zweck, Wissen über die Größe und Gestalt des Erdkörpers zu erlangen.


Vor 260 Jahren (1763) wurde die "Marchfelder Basis" zwischen Seyring und Großhofen von Pater Joseph Liesganig vermessen. Er war von Maria Theresia beauftragt, zwei Gradmessungen, davon eine im Wiener Meridian vorzunehmen. Nachdem er bereits im Jahr davor die "Wiener Neustädter Basis" zwischen Wr. Neustadt und Neunkirchen vermessen hatte, schloss er daran ein Dreiecksnetz an, das im Wiener Meridian von Brünn bis Varaždin verlief. Dies war der Beginn der Vermessung der habsburgischen Länder!

Die beiden Endpunkte der Marchfelder Basis waren in Vergessenheit geraten. Selbst in einer Dissertation im Jahre 1949 (Fr. Dipl.-Ing. Paula Embacher), die die "Liesganig'sche Gradmessung" zum Thema hatte, wurde festgehalten, dass in der Natur keine Hinweise mehr auf die beiden Endpunkte der Marchfelder Basis auffindbar waren, da diese "inmitten von Ackerparzellen lagen".

Erst im Vorjahr konnten auf Initiative des Gerasdorfers Ing. Othmar Scheider, seitens der Vermessungsabteilung des Amtes der NÖ Landesregierung (Abt. BD1), DI Rainer Prager, MSc, die beiden Basispunkte dieser Grundlinie in Seyring und Großhofen rekonstruiert werden. 

Am 29. November 2023 wurde nun von der Stadtgemeinde Gerasdorf bei Wien zum Gedenken an die Marchfelder Basis ein Gedenkstein   errichtet. Dieser befindet sich in Seyring, Ecke Helmaweg / Fasangasse und liegt etwa 350 Meter vom tatsächlichen nördlichen Endpunkt der Marchfelder Basis entfernt. 

Seitens des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen wurde im neu errichteten Gedenkstein auch ein Kontrollpunkt für Smartphones integriert. Smartphones werden sehr häufig zur Navigation genutzt. Wie genau die Positionsbestimmung tatsächlich ist, wissen nur wenige. In Seyring kann jetzt jeder selbst bei einem Kontrollpunkt die Ortungsgenauigkeit seines Mobilgeräts überprüfen.  

Im Zuge der Eröffnungsfeier des Gedenksteins zur Marchfelder Basis durfte Bgm. Alexander Vojta noch zwei Ehrungen der Stadtgemeinde Gerasdorf bei Wien vornehmen. Ing. Othmar Scheider und DI Rainer Prager wurden mit der Kulturmedaille der Stadtgemeinde Gerasdorf bei Wien ausgezeichnet. Die Verleihung der Auszeichnung erfolgte aufgrund der intensiven Ausarbeitungen und Recherchen rund um die in Vergessenheit geratenen Endpunkte der Marchfelder Basis. 

Bgm. Alexander Vojta betont: „Mit dem Gedenkstein zur Marchfelder Basis und dem Vermessungs-Kontrollpunkt haben wir jetzt eine neue Attraktion im Ortsteil Seyring. Auf der Informations-Stele steht viel zur Geschichte dieses Platzes, der auf Maria Theresia zurückreicht.“


eine Gruppe von Menschen, die neben einem Schild stehen

Bildtext: v.l.n.r. GRin Brigitte Groß, GRin Gabriele Berger, GRin Anita Krammel, GR Manfred Hammerl, DI Rainer Prager, Bgm. Mag. Alexander Vojta, Ing. Othmar Scheider (Foto: GGK)


Kontrollpunkt des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen:

Das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV) liefert in Österreich hochgenaue Positionierungsdaten. Um den Vergleich mit alltäglichen Navigationsgeräten wie Smartphones zu ermöglichen, hat das BEV in Kooperation mit Städten und Gemeinden bisher 23 sogenannte „Kontrollpunkte“ in ganz Österreich errichtet. Der Kontrollpunkt in Seyring ist neben Gumpoldskirchen, Hollabrunn, Krems an der Donau und Zwettl, der fünfte Kontrollpunkt im Land Niederösterreich und zugleich der 24. Kontrollpunkt für Smartphones in ganz Österreich.

Der Kontrollpunkt in Gerasdorf/ Seyring

An der Ecke Helmaweg/ Fasangasse in Seyring, 2201 Gerasdorf bei Wien

Geografische Koordinaten (WGS84): 

Länge: 16° 29' 40.05'' Ost

Breite: 48° 19' 45.32'' Nord

Wie funktioniert die zentimetergenaue Positionsbestimmung?

Das BEV betreibt den Satellitenpositionierungsdienst APOS (Austrian Positioning Service), der zusammen mit den zahlreichen genau bestimmten insgesamt 60.000 Vermessungspunkten in ganz Österreich die Grundlage für die Grundstücks- und Ingenieurvermessung bildet. So werden bei APOS neben der Nutzung einer wesentlich größeren Anzahl an Satelliten als beim herkömmlichen GPS-System auch Bodenstationen des BEV in die Messung miteinbezogen. Dadurch kann die Position auf den Zentimeter genau bestimmt werden. Auch der Kontrollpunkt in Seyring ist mit einer Genauigkeit von +/- 2 cm eingemessen.

Einfach und schnell überprüfen

Mit dem Smartphone wird der QR-Code auf der Platte des Steines eingescannt. Dadurch öffnet sich automatisch eine Karte. Wenn dann das Handy genau über die gekennzeichnete Metallplatte gehalten wird, ist der Unterschied zwischen tatsächlicher Position und angezeigter Position des Smartphones ersichtlich.


Nähere Informationen zu den BEV-Kontrollpunkten gibt es im Internet unter https://kontrollpunkt.bev.gv.at