Chronik

1850 wurde die Katastralgemeinde Gerasdorf mit Kapellerfeld als freie Ortsgemeinde konstituiert. 1938, nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, wurde Gerasdorf in die Stadt Wien eingegliedert. Mit dem Gebietsänderungsgesetz vom 1. September 1954 und der damit verbundenen Rückgliederung der Wiener Randgemeinden in das Bundesland Niederösterreich erlangte die Gemeinde wieder ihre Selbstständigkeit. Mit Wirkung vom 1. Jänner 1972 wurde die Gemeinde Seyring mit Gerasdorf vereinigt. Die heutige Gemeinde Gerasdorf besteht aus den Ortsteilen Gerasdorf, Seyring und den Siedlungen Kapellerfeld, Oberlisse und Föhrenhain. Der administrativen Einteilung nach gehört Gerasdorf zum Gerichtsbezirk Klosterneuburg und zum Verwaltungsbezirk Korneuburg. Bis 1848 war für den Ort Gerasdorf die zuständige Grund- und Landgerichtsobrigkeit die Herrschaft Süßenbrunn.

Die beiden ältesten Ortschaften der Gemeinde sind Gerasdorf und Seyring. Gerasdorf wird urkundlich erstmals in einer um 1200 zu datierenden Eintragung des Klosterneuburger Traditionsbuchs genannt: ein "Viricus des Gerhartesdorf" tritt als Zeuge einer Schenkung an das Kloster auf. Der Ort selbst dürfte aber schon 100 bis 150 Jahren früher entstanden sein, also in der zweiten Hälfte des 11.Jahrhunderts. Die ältesten urkundlichen Nennungen von Seyring sind 1240 als "Seuringe" und 1258 früher, wohl ebenfalls im 11. Jahrhundert, entstanden: dafür spricht die alte Namensform mit der Endung "-ing" (sog. echter –ing-Name).

Seyring war bis 1848 Sitz einer Grundherrschaft. Für das Jahr 1442 ist erstmals ein Herrensitz erwähnt: Johann von Ehrenfels verkaufte die "Veste Sayringh" an Georg von Kuenring-Seefeld. Die Kuenringer blieben in der Folge bis in die ersten Jahre des 16. Jahrhunderts die Besitzer der Herrschaft Seyring. Die nächsten bekannten Grundeigentümer, die Familie Trautson, sind seit 1619 als Herrschaftseigentümer nachweisbar. Nachdem die Familie Auersperg im 18. Jahrhundert für kurze Zeit die Grundherrschaft innegehabt hatte, verkauften sie sie 1797 an das Schweizer Geschlecht der Beroldingen. Sie blieben bis 1848 Grundherren von Seyring, nach der Grundentlastung besaßen sie Schloss und Gut Seyring noch bis 1917. Damals wurde das Gut verkauft, das Schloss fand als Ganzes keinen Käufer, die einzelnen Flügel wurden daher getrennt veräußert und fanden verschiedenste Verwendungen: Im Schlossgarten errichtete man ein Fabriksgebäude, ein anderer Teil des Parks ist von der Gemeinde Gerasdorf als Sportanlage gestaltet worden. Der Schlossbau in seiner heutigen Gestalt wurde Ende des 18. Jahrhunderts im klassizistischen Stil errichtet.

Sowohl Gerasdorf als auch Seyring hatten durch ihre ungeschützte Lage am Rande des Marchfeldes und durch ihre Nähe zu Wien häufig unter Feindeinfällen zu leiden. So wurde Gerasdorf 1428 im Zuge der Hussitenkriege zerstört. 1529, während der ersten Türkenbelagerung von Wien, brandschatzten türkische Truppen, die von der Bevölkerung als "Renner und Brenner" bezeichneten "Akindschi", das Marchfeld: Gerasdorf und Seyring gingen in Flammen auf. 1605 verbrannten die Heyducken Gerasdorf; 1619/20, zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, wurde der Ort wiederum verwüstet. Dasselbe Schicksal erlitt Gerasdorf 1683, während der zweiten Türkenbelagerung von Wien. Damals wurden von den Türken viele Bauern verschleppt und fanden bei Stammersdorf den Tod.

Während der napoleonischen Kriege wurde Gerasdorf 1805 von den Franzosen besetzt. 1809 brannte das Dorf ab, als nach der Schlacht von Deutsch-Wagram die siegreichen Franzosen vorrückten. Auch vom Preußenkrieg 1866 war der Ort betroffen, da ein Abschnitt des rund um Wien angelegten Schanzengürtels durch Gerasdorfer Gebiet lief. Im Zweiten Weltkrieg bestand im Gebiet von Seyring ein Militärflughafen der deutschen Wehrmacht, der ab 1944 Ziel alliierter Luftangriffe war. Damals fielen auch Bomben im Gebiet von Gerasdorf. Die Wohngebiete wurden jedoch großteils verschont. 1944 existierte in Gerasdorf ein Arbeitslager ungarischer Juden, in dem ca. 280 Männer, Frauen und Kinder interniert waren. Sie mussten Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, in Gewerbe- und in Industriebetrieben verrichten. 2016 wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer in der Nähe des Bahnhofs errichtet. Hier finden Sie die Datei herunterladen: PDFGedenkschrift "Das Judenlager Gerasdorf"

In der Zwischenkriegszeit entstanden auf Gerasdorfer Gemeindegebieten die beiden Siedlungen Oberlisse und Kapellerfeld. Beide Namen sind alte Flurbezeichnungen. Als Lisse wurden früher die jedem Bauern zugeteilten Ackerstreifen bezeichnet. Oberlisse ist also der Flurname für die höher gelegenen Äcker des Gemeindegebietes. Kapellerfeld dagegen erinnert an den verschollenen Ort Kapellen. Er ist urkundlich erstmals in dem schon genannten Passauer Zehentverzeichnis von 1258 bezeugt ("Capellen"). Der Ort befand sich ungefähr 400 m südlich der heutigen Siedlung. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts verödete er und wurde in der Folge nicht wieder besiedelt. Die Felder der verödeten Häuser dienten den Nachbarn, vor allem den Gerasdorfern, als zusätzliches Weideland für ihr Vieh. Sie pachteten die Gründe vom Schottenkloster, dem Grundbesitzer von Kapellen. Der Name Kapellerfeld bezeichnet demnach ursprünglich die Felder der abgekommenen Ortschaften. Im Franziszeischen Kataster erscheint Kapellen als eine eigene Katastralgemeinde ohne Häuser, die seit 1828 zum Gemeindegebiet von Gerasdorf gehört.

Als sich nach den Ersten Weltkrieg die wirtschaftliche Lage immer mehr verschlechterte, parzellierten viele Gerasdorfer Landwirte ihre Äcker und verkauften sie als Gartengrundstücke. Doch bald entstanden Siedlungen, die infolge der steigenden Mietpreise in Wien rasch anwuchsen. So erfuhr Gerasdorf seit Beginn der 30er-Jahre einen stetigen, bis heute anhaltenden Bevölkerungszuwachs.

Der Name der Siedlung Föhrenhain ist ein moderner Kunstname. Er spielt auf den seit Maria Theresia geübten Brauch an, im Marchfeld zur Bekämpfung des Flugsandes Föhrenwälder anzupflanzen. 

Die Gemeindeverwaltung ist im 1985 renovierten und umgebauten Rathaus in Gerasdorf untergebracht und beschäftigt 28 Angestellte. Die Gemeinde ist Sitz einer Staatsbürgerschafts-Evidenzstelle und eines eigenen Standesamtsbezirkes: Das Standesamt mit dem Trauungssaal ist ebenfalls im Amtsgebäude untergebracht.

Seitens der NÖ Raumplanung wird Gerasdorf als "Allgemeiner Standort für zentrale Einrichtungen" eingestuft, jedoch im Raumordnungsprogramm für Handel, Gewerbe und Industrie als "Eignungsstandort erster Ordnung, der in einem Förderungsgebiet vierter Ordnung liegt".

Hervorgehoben wird die günstige Lage Gerasdorfs als Betriebsansiedlungsstandort, bedingt durch die relative Nähe zur Großstadt Wien (Planungsregion mit großstädtischem Kern) und die günstige Verkehrslage. Eine über den "Allgemeinen Standort" hinausragende Bedeutung kommt Gerasdorf gemäß der Beurteilung der NÖ Raumplanung auch in den Bereichen Gesundheitswesen, Freizeit und Sport sowie Schulwesen (vier Kindergärten, drei Volksschulen, die Neue NÖ Mittelschule und die Musikschule) zu. Daraus resultiert die Hauptfunktion der Gemeinde als bevorzugter Wohnstandort und Erwerbsstandort, was auch in der hohen Einwohnerzahl zum Ausdruck kommt.

Am 19. Dezember 1991 hat der Landtag über Antrag der Landesregierung die Erhebung zur Marktgemeinde beschlossen. Diesem Beschluss liegt zu Grunde, dass die Gemeinde Gerasdorf in den Bereichen Wirtschaft, Gesundheitswesen, Sport und Freizeit sowie Schulwesen über Einrichtungen verfügt, die zentrale und überregionale Bedeutung haben. Im Mai 1992 wurde Gerasdorf zur Marktgemeinde erhoben.

Am 17. Dezember 1998 hat der NÖ Landtag die Stadterhebung von Gerasdorf beschlossen, im Jahre 1999 feierte Gerasdorf sein 800-Jahr-Jubiläum.

Verkehrstechnisch ist Gerasdorf gut angebunden.
Mit der Eröffnung des ersten Teilstückes der k.k. privilegierten Kaiser Ferdinands-Nordbahn (heute Nordbahn) zwischen Floridsdorf und Deutsch-Wagram begann 1837 in Österreich das Eisenbahnzeitalter. Ca. 1,5 km dieser Strecke liegen auf Gerasdorfer Boden. 1870 wurde die k.k. Staatsbahn (Wien – Brünn – Prag), die spätere Ostbahn bzw. heutige Laaer Ostbahn, eröffnet. Der Ort wurde daher „Gerasdorf an der Staatsbahn“ und später „Gerasdorf an der Ostbahn“ genannt.
Bis zur Errichtung der Reichsstraße nach Mähren (Mährische Straße, heute Brünner Straße) im Jahre 1736 führte die Verbindung von Wien nach Mähren über Gerasdorf und Seyring. Die Trassen der Bundesstraßen B7 (Brünner Straße) und B8 (Angerner Bundesstraße) sowie die 2009 eröffnete Wiener Außenring-Schnellstraße S1-Ost mit der Ausfahrt Seyring-Kapellerfeld liegen zum Teil auf unserem Stadtgebiet.
Auch die Stammersdorfer Lokalbahn „Weinviertel Landesbahn“, die von 1903 bis 1988 betrieben wurde, führte durch unsere Gemeinde. Auf dieser Trasse wurde die internationale Radroute Euro Velo 9 (Wien – Breclav) errichtet.

Der Marchfeldkanal (im Stadtwappen dar­gestellt) durchschneidet auf einer Länge von ca. 5 km das  Stadtge­biet von Gerasdorf. 1991 erfolgte die probeweise Flutung und 1992 die Über­gabe. Entlang dieses Gerinnes wurden Begleitwege errichtet, die für die landwirtschaftliche Erschließung, zum Wandern und zum Rad fahren gerne genutzt werden. 

Das Einkaufszentrum G3 Shopping Ressort Gerasdorf wurde 2012 als fünftgrößtes Einkaufszentrum Österreichs errichtet.